Motorradreise nach Bornholm Inhaltsverzeichnis Tag 1 Kiel - Møn Tag 2 Møn - Ystad Tag 3 Bornholm, Überfahrt Tag 4 Bornholm, Burg Hammershus
Nach Schweden
Es ist ein perfekter Morgen, sein Zelt abzubauen, das Motorrad zu satteln und über die große Brücke von Dänemark nach Schweden zu fahren.
„Nach Schweden? Ich denke, Bornholm gehört zu Dänemark?!“ „Ja, schon. Aber unsere Fähre auf die Insel geht von Ystad in Schweden.“
Vier Fährlinien nach Bornholm gibt es: Von Swinoujście, Westpommern in 6½ Stunden, von Køge auf Seeland in 5½ h, von Sassnitz auf Rügen in 3½ h, und in nur 80 Minuten mit der Schnellfähre von Ystad nach Rønne. Das ist unsere.
Krimileser wissen, dass Ystad eine Kleinstadt in Südschweden ist. Dort ermittelt Kommissar Wallander, oder Kurt, wie ihn seine Kollegen nennen.
Für die Reise von Dänemark nach Schweden habe ich das Kombiticket aus Fähre plus Brücke gebucht. Die Fähre Puttgarden - Rødby liegt hinter uns, heute geht es über die Brücke nach Schweden. Das ist die, von der die sagenhaft spannenden Serie ihren Namen hat.
Die Grenze verläuft irgendwo im Wasser.
Sverige steht auf dem Schild, so nennen die Schweden selbst ihr Land an manchen Tagen.
Am Ende der Brücke kommt auf schwedischer Seite die Mautstation in Sicht. Welche der vielen Spuren muss ich nehmen?
Blau, Grün oder Gelb?
Ich habe es vergessen und wähle auf gut Glück eine von drei Blauen.
Ein Häuschen, eine Schranke, ein Automat: „Use Touchscreen“.
Meine Füße sind noch nicht von den Rasten, da geht die Schranke wie von Geisterhand hoch.
Automatic Number-Plate Recognition.
Eine Kamera hat Greenys Kennzeichen erfasst und weiß, dass wir mit einem gültigen Ticket auf dem Weg nach Schweden sind. Sehr cool.
An so etwas merke ich, dass ich zur Generation der Boomer gehöre.
Ein junger Mensch nimmt so etwas nicht wahr, „klar geht die Schranke auf“.
Wunder sind für ihn ganz selbstverständlich.
Die Fähre nach Bornholm erreichen wir heute nicht mehr rechtzeitig.
Wir werden einmal zwischencampen und morgen früh nach Ystad fahren.
25 km vor Ystad am weißen Strand der Ostsee liegt Skateholms Camping.
Es ist eines jener Camps, denen ihre gute Lage nur allzu bewusst ist und die daher keine großen Anstrengungen unternehmen müssen, um Gäste anzulocken. Die Leute kommen auch so und den Grundumsatz sichert eine Kleingartensiedlung aus Dauercampern.
In einer Bewertung bei Google heißt es „Es liegt nah am Strand, aber das ist das Einzige, was dieser Campingplatz zu bieten hat.“ Eine andere: „Es gibt keine ausgewiesenen Plätze zum Aufstellen eines Zeltes, sodass Sie zwischen Campern auf einem heruntergekommenen Grasstück oder im Dreck landen.“
Ganz so schlimm ist es nicht, aber ohne das Argument "Nähe zur Fähre" würde ich hier nicht tot übern Zaun hängen wollen.
Die Dauercamper sind mit Gartenzaun und Rosenbeet fest eingewachsen, und wir sind bloß die armen Verwandten aus Dingsda, doch für eine Nacht ist es in Ordnung, zumal wir sogar einen eigenen Picknicktisch haben.
Auf dieser Reise haben wir zwei neue, besonders leichte Ausrüstungsgegenstände dabei. Einer ist die Iso-Matte Exped Ultra.
Sie wiegt nur 680 g und lässt sich winzig klein verpacken, allerdings ist sie mit 220 € sauteuer, doch die Kollegen haben mir zur Pensionierung einen üppigen Gutschein vom Kieler Reiseshop geschenkt.
Die Ultra ist keine dieser selbstaufblasenden Matten mit Schaumstoffkern, sondern eine Luftmatratze mit Pumpsack. Der dünne gelbe Beutel ist oben offen und dadurch automatisch voller Luft. Man rollt ihn von oben nach unten zusammen und drückt damit die Luft aus dem Beutel in die Matte. Nach drei Beuteln Luft ist die Matte voll.
Als nächstes werden die Pferde versorgt: Greenys Kette schmiere ich mit Getriebeöl, sorgfältig jede einzelne Rolle und jede Lasche.
Nach sechsmal Aufstehen, Weiterschieben und wieder Ins-Gras-setzen kommt das erste frisch geölte Kettenglied am anderen Ende wieder in Sicht.
„Nervt das nicht total?“ „Aber nein. Das macht mir nichts aus. Jetzt müssen wir noch nach dem Ölstand gucken. Hier, halt mal die Ölflasche.“
Ich hocke mich ins Gras und hebe Greeny mit der Linken vom Seitenständer in die Senkrechte, mit der Rechten halte ich den Fotoapparat.
Knips. Der Ölstand sieht perfekt aus.
„Der sieht kein bisschen perfekt aus. Der ist zu tief.“ „Boah, du nun wieder! Das ist nur, weil ich gewackelt hab mit einer Hand, weil ich mit der anderen das Foto gemacht hab.“ „Ich sags ja auch nur.“
Den Abend verbringen Pieps und ich an unserem Picknicktisch. Ich muss noch Reisetagebuch schreiben: „Die Entdeckung der bisherigen Reise ist die Tatsache, dass es Leffe Blonde auch in alkoholfrei gibt und dass auch die 0% Variante richtig gut schmeckt. Das könnte man in seine Trinkblase im Rucksack füllen und unterwegs aus dem Schlauch trinken.“
Bornholm, das eigentliche Thema der Reise kommt erst morgen dran. Tage wie dieser sind im Grunde bloß Verbindungstage zwischen zwei echten Reisetagen, aber soll man sie deshalb weglassen?
Schon auf Møn habe ich Tage weggelassen und so getan, als wenn wir nur eine Nacht dort gewesen wären, waren wir aber nicht. Wer die ganze Story lesen möchte, muss bei den Motorrad-Kulturreisenden schauen.
Dort erfährt man mehr