Motorradreise nach Bornholm Inhaltsverzeichnis Tag 1 Kiel - Møn Tag 2 Møn - Ystad Tag 3 Bornholm, Überfahrt Tag 4 Bornholm, Burg Hammershus
Festung Hammershus
Die neue Isomatte ist klasse, obwohl sie so leicht und zart ist.
Bester Schlaf von allen!
Im Garten war es stockfinster. Die einzige Beleuchtung kam von winzigen Solarleuchten, die in den Blumenbeeten verteilt sind, aber irgendwann ging denen der Saft aus.
Welch ein Sternenhimmel das war.
Meine Güte, bin ich heute morgen fit und ausgeruht.
Bornholm ist Dark Sky Area, Lichtschutzgebiet.
Zuhause finde ich den Großen Wagen auf Anhieb, aber auf Bornholm ist solch ein Funkeln am Nachthimmel, dass ich erst eine Weile suche. Es muss auf dieser Welt wohl hunderte von Sternen geben.
Unser Plan für heute ist, die Burgruine Hammershus zu besichtigen, eine der größten Festungsanlagen Nordeuropas. Sie liegt im Norden der Insel.
Auf dem Weg dorthin möchte ich einen Blick auf die anderen Campingplätze werfen, die noch in der engeren Auswahl waren.
Das erste Ziel ist Gudhjem, eine Kleinstadt von 750 Einwohnern, wörtlich übersetzt Götterheim. Selbst unsere malerischsten heimischen Ortsnamen können da nicht mithalten, weder Oer-Erkenschwick noch Kotzenbüll.
Auf Wikipedia heißt es " ist Gudhjem aufgrund seiner idyllischen Lage ein beliebtes Touristenziel." Und so ist es auch. Gudhjem Camping liegt direkt an der Küste und ist gut besucht.
Falls wir überhaupt einen Platz bekommen hätten, wären wir von Wohnmobilen umstellt gewesen.
Andererseits ist die Lage fantastisch. Das Camp bietet in jeder Hinsicht mehr als der Apfelgarten: Es gibt Klos und Warmwasser, frische Brötchen und den Blick aufs Meer. Dafür stehen wir im Apfelgarten allein, mit den Fröschen im Teich als einzigen Nachbarn. Gute Wahl, trotz Gequake.
Die beiden Camps in Gudhjem sind erstklassige Feriencamps und bieten alles, was man sich wünschen kann, dazu die Nähe zum Ort, zu Cafés und Geschäften, doch dafür sind sie alles andere als Geheimtipps.
Hammershus steht auf einer Klippe 74 Meter hoch über dem Meer.
Im Lauf seiner wechselvollen Geschichte diente die Burg auch als Staatsgefängnis, bis sie 1743 aufgegeben wurde. Laut Wikipedia ist „Die Ruine heute ein beliebtes Touristenziel“, was keine Überraschung ist, denn wer im Netz "bornholm sehenswürdigkeiten" eintippt, bekommt an Nummer Eins die Burgruine Hammershus angezeigt, gefolgt von einem Schwimmbad und dem Minigolfplatz.
Natürlich hatte ich mich zuhause in die Materie eingelesen und bin dabei auf eine andere Besonderheit gestoßen, die nichts mit Historie zu tun hat, sondern mit "heute". Es geht um den Großparkplatz am Fuß der Burg: Er ist kostenpflichtig.
Nun ist das erstmal nichts Besonderes, man tippt am Parkautomaten sein Kennzeichen ein, zahlt und legt den Ausdruck des Tickets ins Fahrzeug.
Doch man hat nicht mit uns gerechnet, den Deutschen!
Wir lassen uns nämlich nicht abzocken: „Die sollen mal nicht glauben, wen sie hier vor sich haben!“ In Österreich liebt man uns dafür.
Überhaupt, wie ich diesen Begriff schätze, so hart und kantig: ABZOCKE!
Abzocken, ein urdeutsches Wort: Jemanden auf hinterlistige, unredliche Weise finanziell übervorteilen und um sein Geld bringen.
Beste Unterhaltung bieten die Google Rezensionen.
Uwe bewertet Burg Hammershus mit 1 Stern: „30 DKK für 6 Stunden, darunter gibt es nichts." Auch andere beschweren sich über das "teure Parken".
Zur Einordnung: 30 Kronen sind 4,02 Euro.
Mein Rat an den Burgvogt: Macht das Parken umsonst, lasst die Besucher den steilen, staubigen Weg zur Festung hochlatschen und kassiert erst am Burgtor 8,00 € Eintritt.
Das Gelände der Festungsanlage ist riesig. Sie ist von einer 750 m langen Ringmauer umgeben.
Im Burghof sammeln sich gerade Schulklassen in mittelalterlichen Kostümen, um Ritterspiele auszutragen.
Mit Holzschwertern kämpfen die Blauroten gegen die Grüngoldenen und Erwachsene in historischen Gewändern lenken die Schlacht und passen auf, dass es nicht zu doll wird. Es macht Spaß zuzusehen. Nur mit Mühe kann ich Pieps davon abhalten, sich ins Getümmel zu stürzen.
Das Schönste an Hammershus sind für mich nicht die alten, dicken Mauern, sondern der sagenhafte Blick über die Ostsee.
Ich wandere eine Weile auf dem Gelände umher und gehe dann zurück zu Greeny.
Von Hammershus fahre ich die Küstenstraße hinunter nach Hasle. Hier soll das Endurogelände sein, das mir der Hafenarbeiter in Ystad empfohlen hatte mit dem Rat, mich von Verboten nicht beirren zu lassen: „If there is a sign 'Not allowed' just go ahead. There never is trouble. No Police. We ride there all the time.“
Eine Schotterpiste führt bis in einen alten Granitsteinbruch.
Hammershus wurde aus Bornholmer Granit erbaut, vielleicht sogar aus diesem Steinbruch, in den ich jetzt mit Greeny hineinheize.
An einer Felswand ist ein metallenes Gebilde in die Wand eingelassen. Was mag das sein? Ein Container? Zu groß. Ein Tor? Wohin?
Kurz darauf stehe ich mit Greeny oben drauf und bin auch nicht schlauer.
Der Platz verführt dazu, mit der KLX durchs Gelände zu schrubben, aber außer zu ein paar harmlosen Staubdrifts lasse ich mich nicht hinreißen.
So weit entfernt von zuhause bin ich ängstlich vorsichtig, welchen Stunt ich mir noch zutraue.
Auf dem Rückweg zum Apfelgarten besorge ich uns im SuperBrugsen eine Auswahl Smørrebrøds fürs Abendessen. Die fertig belegten Schnitten aus dunklem Brot mit Fleisch und Remoulade schmecken grandios.
Heute bleibt die Pfanne kalt, es gibt Smörgåsbord, ein Buffet aus den verschiedenen Smørrebrøds, die wir im Supermarkt ergattert haben, dazu Nordic Ale aus der Dose und einen Islandkrimi der Hildur-Reihe.
Festung Hammershus ist interessant, aber mich hat sie nicht umgehauen.
Daraus könnte man mehr machen, aber dafür reicht mein Interesse nicht.
Mir genügen ein paar überflogene Absätze in Wikipedia, eine Handvoll Fotos und meine Eindrücke vor Ort. Ich bin eher seichte Besucherin, als kulturelles Schwergewicht. Daher buche ich auch nur selten eine Führung. Hinterher ist mir das selbst etwas peinlich