Inhaltsverzeichnis
Norwegen
Tag 1: Kiel - Oslo
Tag 2: Oslo - Sogndal
Tag 3: Sogndal - Geiranger
Tag 4: Geiranger - Molde
Tag 5: Aursjøvegen
Tag 6: Sunndalsøra - Flakk
Tag 7: Flakk - Vennesund
Tag 8: Vennesund - Polar Camp
Tag 9: Kilboghamn - Lofoten
Tag 10: Lofoten und Vesterålen
Tag 11: Harstad - Senja
Tag 12: Tromsø - Burfjord
Tag 13: Hammerfest
Tag 14: Nordkap
Finnland
Tag 15: Honningsvåg - Inari
Tag 16: Inari - Rovaniemi
Tag 17: Rovaniemi - Kokkola
Tag 18: Kokkola - Pyhäranta
Åland Inseln
Tag 19: Pyhäranta - Eckerö
Schweden
Tag 20: Eckerö - Sala
Tag 21: Sala - Tidaholm
Tag 22: Tidaholm - Helsingør
Dänemark
Tag 23: Helsingør - Kiel

Route zum Nordkap
Platzhalter Maut Fähre Rørvik Flakk
Platzhalter Route Norwegen
Platzhalter
Info: Fv17 - Die Küstenstraße
Die Küstenstraße 17 verbindet Steinkjer und Bodø. Sie ist 650 km lang und gilt als eine der schönsten Küstenstraßen der Welt.

Die Fv17 ist die interessantere Alternative zur E6, auf der die Touristenströme in Richtung Norden fließen. Die sechs Fährüberfahrten auf dieser Route gehen allerdings ins Geld und kosten viel Zeit.

Von den anliegenden Gemeinden wird jedes Jahr ein kostenloses Handbuch herausgegeben, das über Sehens­wür­dig­kei­ten an der Strecke informiert und auch Fahrpläne der Fähren enthält. Das Handbuch kann hier herunter­geladen werden.

Hinweis: Vor dem 01.01.2010 hieß die Straße noch Rv17.
Platzhalter ESSO
Platzhalter Coop
Platzhalter Tankstelle Bogen Bindalseidet
Platzhalter Fähre Holm Vennsesund
Fähren Fv17 Kosten
Platzhalter Vennesund Camping
Platzhalter
Info: Kosten
Und das habe ich heute ausgegeben:

Benzin: 23 €
Fähren: 17 €
Essen: 25 €
Camping: 13 €

Summe: 78 €


Die Küstenstraße Fv17

Motorrad im Regen mit Gepäck Motorradfahren im Regen hat durchaus seinen Reiz, wenn man wasser­dicht verpackt seine Bahn über die nassen Straßen zieht und das gleich­förmige Dröhnen des Motors unter sich spürt. Das stumme Warten im strömenden Regen dagegen ist grässlich und deprimierend.

Ich stehe in der Schlange vorm Anleger und warte auf die Fähre nach Rørvik, kaum zweihundert Meter von der Stelle entfernt, an der ich gezeltet habe. Während die Autofahrer bei laufendem Motor im geheizten Wagen sitzen und von Zeit zu Zeit ein Wischer sanft über die Scheiben gleitet, fühle ich mich ausgeschlossen, fast einsam.

Zeit für trübe Gedanken? Nein, denn in Wahrheit möchte ich keine Sekunde missen. In meiner Regenkombi bin ich eingehüllt wie in einen Kokon. Auf der Haut trage ich eine dünne Schicht Merinowäsche, darüber Fleece und dann meine dicke Endurojacke und die alte Motorradhose aus Cordura und Büffelleder. Ich bin warm und trocken eingepackt, habe weder Hunger noch Durst, mir geht es prima. Es ist der Blick durch das nasse Visier in diesen trüben Morgen, der mir einen Streich spielt und mich runterziehen will, aber das lasse ich nicht zu.

Fähre Flakk Rørvik

Das Schiff legt an und ein Strom von Autos, Bussen und Lastwagen ergießt sich durch das weit offene Maul der Fähre an Land, der morgend­liche Berufsverkehr nach Trondheim.

Mit dem Motorrad stehe ich kurz darauf ganz vorne im Bug, wo das Fahrzeugdeck nicht überdacht ist. Ich stelle die Enduro mit eingelegtem Gang ab und suche mir einen Platz an der Bordwand. Den Helm lasse ich auf und öffne nur das Visier einen Spalt, damit es nicht beschlägt. Einige Fahrzeuge stehen während der gesamten Überfahrt mit laufendem Motor, ohne dass jemand besondere Notiz davon nimmt.

Nach der Fähre führt die Straße einige Kilometer am Fjord entlang, bis sie schließlich nach Norden abbiegt in die Berge. Zwei Stunden lang fahre ich durch ein tief eingeschnittenes Tal und sehe lange Zeit keinen Menschen. Die Einwohnerdichte liegt hier unter 1 Einwohner pro km² und nur selten begegnet mir ein anderes Fahrzeug.

Norwegen Straße am Fjord

Es ist eines jener Dinge, die ich am Motorradfahren so liebe, das Gleiten über verlassene Straßen durch die Einsamkeit, wenn das Fahren kaum Aufmerksamkeit fordert und ich in Ruhe meinen Gedanken nachhängen kann, während ich die Landschaft betrachte. Das kann ich stundenlang genießen und Norwegen ist das richtige Land dafür.

Gegen Mittag erreiche ich Malm, ein Dorf mit kaum 1600 Einwohnern, das völlig bedeutungs­los wäre, gäbe es da nicht die ESSO Tankstelle und den Supermarkt, wodurch es in dieser Abgeschiedenheit zum Mittelpunkt der Region wird.

Ich tanke das Motorrad voll und gehe zum Bezahlen hinein. Seit gestern habe ich nichts gegessen und die Sandwiches in den dreieckigen Plastikboxen, die ich sonst keines Blickes würdige, sehen heute sehr verführerisch aus, so dass ich nicht widerstehen kann und eines davon zu meinem Kaffee bestelle. Während ich das Egg og Bacon Sandwich in mich hinein mampfe, bemühe ich mich krampfhaft, die 71 Kronen nicht in Euro umzurechnen.

Kurz hinter Malm biege ich auf die Fv17 ein, der ich bis nach Bodø folgen werde. Sie gilt als eine der schönsten Küstenstraßen der Welt und schon nach wenigen Kilometern verstehe ich, wie sie zu diesem Ruf gekommen ist, denn die Strecke und die Landschaft, durch die sie führt, ist wahrlich grandios.

Norwegen Küstenstraße 17 Fv17 Rv17

In Namsos, der größten Küstenstadt in dieser Region, fahre ich an einem großen Supermarkt vorbei, ein Coop Mega, wirklich ein Riesenladen und eine gute Gelegenheit, fürs Abend­essen einzukaufen. Ich stelle die Enduro am Eingang neben die Box mit den Einkaufswagen und stiefele ins Geschäft.

Fleisch ist in Norwegen teuer, aber ein Kollege hatte mir Flintsteaks empfohlen, die seien gut und günstig. Neugierig nehme ich eines der Pakete in die Hand und bin erstaunt, wie billig es ist, knapp sechs Euro pro Kilo, dabei sieht es total lecker aus, große Scheiben mit viel Fett und einer dicken Schwarte drumherum. Ich frage mich wirklich, wo der Haken ist.

Einkaufen Fleischabteilung Norwegen

Wieder nur Fleisch, Schokoriegel und Bier? Nein, heute kaufe ich zusätzlich eine Flasche Apfelsinensaft, die ich vorm Laden aufschraube und in tiefen Zügen trinke, bis mir die Luft knapp wird. Ich hatte fast vergessen, wie gut das schmeckt, sonst trinke ich nur Kaffee, Wasser, Bier und Blanchet.

Als ich aus dem Supermarkt komme, sind die dunklen Wolken weitergezogen. Eine Stunde hinter Namsos ist die Straße schon wieder trocken und ich halte an einem Flussufer, um die Regenkombi auszuziehen. Kokon hin oder her, es ist ein schönes Gefühl, endlich aus dem Gummianzug heraus und wieder an die Luft zu kommen.

Regenkombi anziehen

Schon seit dreißig Kilometern leuchtet die gelbe Reserveleuchte und im Tacho blinkt hektisch das Wort FUEL. Bis zum Campingplatz in Vennesund werde ich es sicher schaffen, das sind ungefähr noch zwanzig Kilometer, aber ich weiß nicht, ob es dort eine Tankstelle gibt.

Tankanzeige Reserve

Als erstes nehme ich ewas Gas weg, um das Benzin zu strecken und rolle nur noch mit knapp 80 im sechsten Gang dahin. Ein Wegweiser kommt in Sicht, Bindalseidet 3 km und darunter das Symbol für Tankstelle. Ich nehme Gas weg, schalte drei Gänge herunter und biege von der Fv17 ab nach Bindalseidet.

Hinter einer Kuppe taucht das Dorf auf und ich entdecke sofort die Leuchtreklame der Tank­stelle. Ich schalte zwei Gänge runter und gebe Vollgas. Vergessen sind das ängstliche Sprit­sparen und der feige Drehzahlgeiz. Jetzt kommts nicht mehr drauf an, denn gleich läuft wieder das gute Super in den Tank.

Endlich eine Tankstelle in Sicht

Nach wenigen Minuten bin ich mit vollem Tank wieder auf der Fv17 auf dem Weg nach Vennesund. Das Wetter sieht gut aus und mit etwas Glück kann ich trocken aufbauen und sogar eine Weile draußen sitzen.

Schon von weitem entdecke ich den nächsten Fähranleger, wo in diesem Moment das Schiff nach Vennesund einläuft. Ich gebe kräftig Gas, damit ich auf jeden Fall noch mit an Bord komme. Hinter einer Linkskurve geht es auf den Anleger, wo gerade die ersten Fahrzeuge an Land rollen, während vielleicht ein Dutzend Fahrzeuge darauf wartet, an Bord zu dürfen.

Fähre nach Vennesund

Zwei junge Typen in Warnwesten laufen die Fahrzeugreihe ab und kassieren den Fährpreis. Die Beiden sind ganz offensichtlich Zwillinge und außerdem so freundlich und gut gelaunt, dass sie meine ganze Theorie über die Unfreundlichkeit der Norweger ins Wanken bringen. Doch so leicht gebe ich nicht auf, vermutlich sind es Gastarbeiter!

Nach einer Viertelstunde kommt Vennesund in Sicht und die Fähre schippert ganz dicht am Cam­ping­platz vorbei. Sofort weiß ich, wo mein Zelt stehen soll, direkt an der Uferkante zum Fjord. Von dort werde ich einen tollen Blick aufs Wasser und auf die Schiffe haben.

Vennesund Fähre Norwegen

Wenn man in Vennesund von der Fähre rollt, dann ist man am Campingplatz schon fast vorbei, denn die Rezeption steht vorne am Anleger. Ein älterer Herr lässt mich ein Formular ausfüllen, in das ich aber nur meinen Namen schreiben muss und kurz darauf steht mein Zelt genau an der Stelle, die ich mir vom Oberdeck ausgesucht hatte. Die Zeltwiese ist wirklich erstklassig, eine dicke, weiche Grasnarbe, sogar halbwegs eben, und mit einem super Ausblick auf die vorbeifahrenden Schiffe.

Campingplatz Vennesund Zelt

Als erstes möchte ich duschen und meine Haare waschen. Ich schnappe das dünne Mikro­faser­handtuch und wandere zum Waschhaus, wo es nur eine einzige Dusche gibt. Wie immer kostet das Duschen extra, aber dieser Automat ist ganz nach meinem Geschmack, denn an der Tür hängt einfach eine Blechkiste mit der Aufschrift Kr 10.- und einem Schlitz, durch den man das Geld einwerfen kann. Ich fummele ein Zehnkronenstück aus der Hosentasche und werfe es in die Box ein.

Camping Dusche Münzautomat

Der Duschraum ist angenehm groß, mit einem Spiegel, Kleiderhaken und einer Bank, auf die ich meine Sachen lege. Innerhalb von Minuten verwandele ich den Raum in ein Dampfbad, während ich die Kurpackung in meine langen Haare knete. Ich genieße das heiße Wasser auf dem Körper und zögere den Moment mehrfach heraus, bis ich endlich die Brause abstelle und mich abtrockne.

Während ich mit nassen Haaren zurück zum Zelt gehe, merke ich, wie schön warm es inzwischen geworden ist, es sind sicher 15°. Das nasse Handtuch hänge ich auf eine Leine, die ich zwischen Zelt und Motorrad gespannt habe. Es ist erstaunlich, wieviel Wasser das kleine Handtuch aufnehmen kann und wie schnell es danach wieder trocknet.

Ich stelle den Kocher ins Gras, lege den Tankrucksack als Tisch daneben und haue das Flintsteak in die Pfanne. Während der große Fleischlappen im heißen Fett allmählich braun wird, öffne ich die Dose Bier und die Schachtel mit dem Fetakäse.

Svenja in Norwegen

Endlich ist das Fleisch so, wie ich es mag, in der tiefsten Schattierung von braun. Der günstige Preis für das Flintsteak kann allerdings nur ein Auszeichnungsfehler sein, denn fast ein Viertel sind Fett und Schwarten. Pieps und ich mampfen die Beute in uns hinein mit dem zufriedenen Gefühl, die Norweger diesmal echt über den Leisten gezogen zu haben...

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Das war ein schöner Reisetag und der erstklassige Zeltplatz am Fjord ein wahres Highlight. In zwei Tagen überquere ich den Polarkreis und ich bin schon sehr gespannt darauf, wie sich die Landschaft verändert.

Platzhalter
Svenja Svendura EndurowandernMade by Svenja Svendura on Apple iMac with Panic Coda and Photoshop Elements.