Reise mit Hurtigruten
Tag 1: Kiel - Oslo
Tag 2: Ein Tag in Oslo
Tag 3: Oslo - Bergen - Florø
Tag 4: Maløy - Kristiansund
Tag 5: Trondheim - Nesna
Tag 6: Brønnøysund - Svolvaer
Tag 7: Stokmarknes - Tromsø
Tag 8: Hammerfest - Vardø
Tag 9: Kirkenes - Honningsvåg
Tag 10: Havøysund - Finnsnes
Tag 11: Lofoten - Bodø
Tag 12: Ørnes - Trondheim
Tag 13: Trondheim - Oslo - Kiel
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Die erste Nacht an Bord

MS LofotenIrgend etwas stimmt ganz und gar nicht. Ich liege in meiner Koje und werde davon wach, dass ich wie wild hin und her rutsche. Gerade komme ich mit dem Kopf an der Wand an, wobei meine ein­ge­klemmten Haare ziepen, als es nach einem Moment der Schwe­re­losigkeit schon wieder nach unten zum Fuß­ende geht.

Wir überqueren ein Stück offene See, das für unruhiges Wasser bekannt ist und ich bin nicht nur tief beeindruckt, sondern auch etwas ängstlich. Ich habe keine Angst vor dem Seegang, sondern nur davor, dass mir schlecht werden könnte. Plötzlich verstehe ich die weißen Tüten, die auf jedem Deck, in jeder Lounge und in jeder Kabine an den Wänden hängen. Später erfahre ich, dass wir nicht mehr als Windstärke 6 hatten.

Ich horche ängstlich in mich hinein, ob mir bereits übel wird, aber nein, bis jetzt fühle ich mich gut. Ein wenig kann ich das Schaukeln jetzt sogar genießen, weil es irgendwie total gemütlich ist. Ich muss nur eine Position im Bett finden, in der ich wieder einschlafen kann. Ich lege mich auf die Seite, presse den Dubs fest gegen die Wand und stütze mich mit dem Knie an der Koje ab. Nach einer Weile bin ich wieder fest eingeschlafen.

Als um halb sieben mein Wecker geht, hat sich die See wieder beruhigt und ich verschwinde im Bad. Wir müssen uns in zwei Schichten fertigmachen, weil die Kabine viel zu klein ist. Zuerst Pieps und ich und danach Claudia.

So früh am Morgen ist der Speisesaal noch angenehm leer. Auf einem großen, fest verschraubten Tisch wartet ein erstklassiges Frühstücksbuffet. Es gibt gebratene Köttbullar, Spiegeleier, Bacon, Leberkäse, Minibratwürste, Porridge, gekochte Eier und eine Auswahl an Wurst und Fisch. Natürlich gibt es auch Müsli, Trockenfrüchte, Brot und Marmelade, aber die können mich ja nicht zwingen, sowas zu essen und deshalb stelle ich mir nur einen kleinen Früh­stücks­teller aus Krabben­salat in Mayonnaise, einem winzigen Stück gebratenen Leber­käse und zwei Stücken Fisch in Tomaten­sauce zusammen. Etwas Schwereres kriege ich so früh am Morgen einfach noch nicht runter.

Nach einer Weile kommt Claudia dazu und ich winke sie freudig an den Tisch. Wir müssen uns ein wenig beeilen mit dem Frühstück, weil wir ab 8 Uhr Stadhavet überqueren und dort mit rauher See zu rechnen ist. Tatsächlich fängt es pünktlich an zu schaukeln und es ist schon eindeutig ein Unterschied, ob man nur mit dem Dubs im warmen Bett liegt, oder eine randvolle Tasse heißen Kaffees quer durch den Speisesaal balanciert.

Claudia entwickelt eine erstklassige Technik, bei der sie sich mit einer Hand an der Decke abstützt, während sie in der anderen einen Teller Porridge balanciert. Wieder einmal zahlt es sich aus, einen Tick länger zu sein. Auch die übrigen Gäste sind von Claudias Technik beeindruckt, aber nur bis zu dem Zeitpunkt, als sie in der Observation Lounge ein Deckenpanel losbricht.

Nach dem Frühstück setze ich mich im Eisbärensalon in einen der tiefen, blauen Clubsessel und teste ohne jede Erwartung mit dem iPod, ob es eine WiFi Verbindung gibt, aber es gibt keine und das ist prima. Vielleicht würde ich sonst, wie viele andere an Bord, dauernd an meinem Laptop, Netbook, Handy oder iPhone herumspielen und mit einer wackeligen GSM Verbindung im Internet surfen. Ein älterer Herr spielt auf seinem Windows Notebook Solitär. Ich nehme mir die Zeit, ihn ein wenig zu verachten.

Gegen 12.30 Uhr treffen wir in Ålesund ein, wo viele Passagiere für einen Landausflug von Bord gehen. Als Buffetprofis warten wir, bis die Landurlauber gegessen haben und wir das Buffet fast für uns alleine haben. Keine Gefahr, denn es wird alles laufend frisch nachgelegt. Und was für ein Buffet das heute mittag ist: Es gibt gebratene Flunder, gedünsteten Schellfisch und ein erstklassiges Rindergulasch. Ich nehme von allen dreien und bin begeistert. Beim nächsten Mal nehme ich sogar einen extra Teller für jedes Gericht und matsche nicht alles auf einem zusammen. Ich finde, das wirkt sogar noch einen Tick vornehmer.

Alesund

Nach dem Essen machen wir uns fein für den Landgang. Habe ich überhaupt schon erwähnt, dass keine von uns dreien für diese Reise eine Hose mitgenommen hat? Lediglich eine schwarze Leggings habe ich eingepackt, aber die güldet nicht als Hose. Stattdessen habe ich sechs Strickkleider in verschiedenen Längen mit: Kurz, sehr kurz und total peinlich. Außerdem habe ich ein Dutzend verschiedener Strumpfhosen in passenden Farben und Mustern einge­packt. Dazu habe ich die schwarzen Overknee Keilstiefel eingepackt, die braunen Overknees im Reiterlook, die 9 cm Keilstiefeletten, ein Paar schwarze Ballerinas mit Nieten und natürlich die rehbraunen UGG Boots, die keine sind, dafür aber nur 9,90 € gekostet haben.

MS Lofoten

Claudia und ich latschen eher lustlos durch die Fußgängerzone in Ålesund. Nicht nur, weil es windig, kalt und ungemütlich ist, sondern auch weil die Geschäfte nicht besonders sehenswert sind. Außer vielleicht, wenn man die letzten Jahre in den weniger fortschrittlichen Gegenden Albaniens verbracht hat.

Alesund Norwegen

Pünktlich um 15 Uhr legen wir wieder ab und nehmen Kurs auf Molde. Ich lege mich eine Stunde schlafen, weil ich von der letzten Nacht noch ziemlich erledigt bin und außerdem schlafe ich überhaupt gerne.

Am Nachmittag setze ich mich mit meinem Kindle in den Eisbärensalon im Bug des Schiffes, wo ich mich in "A Game of Thrones" vertiefe, das beste Buch, das ich seit Ewigkeiten gelesen habe. Die Atmosphäre im Eisbärsalon ist angenehm ruhig und entspannt. Eine kleine Gruppe Engländer unterhält sich leise über Cricket, andere Passagiere lesen oder schlafen und eine junge Holländerin überträgt die Digitalfotos ihrer Kamera auf ein Laptop.

Svenja im Salon

An diesem Abend gehe ich sehr früh schlafen, denn ich bin noch immer müde. Ob vom unruhi­gen Schlaf in der Nacht, dem guten Essen, oder dem vielen Nichtstun, ich weiß es nicht. Aber ich liege schon um 20 Uhr im Bett. Eine halbe Stunde später überqueren wir Hustadvika, ein Stück offene See, und dann möchte ich schon tief und fest schlafen.

Schon die dritte Welle in der Hustadvika macht reinen Tisch in der Kabine. Der Reiseführer, die Landkarten, meine Haarspangen und verschiedener anderer Kram fallen auf den Boden, wo jetzt auch noch die großen Reisekoffer hin und her rutschen. An Schlaf ist nicht zu denken.

Pieps an Bord Zur selben Zeit findet oben im Spei­sesaal die zweite Sitzung des Abendessens statt. Wie ich am nächsten Tag erfahre, sind viele Gläser und Flaschen umgekippt, oder mit Schwung vom Tisch gerutscht.

Einige Gäste haben sich vorzeitig vom Dinner verabschiedet und sollen kreidebleich aus dem Saal geeilt sein, was allgemein als sehr rück­sichts­voll empfunden wird.

Es ist eine grässliche Nacht, aber irgendwann schlafe ich dennoch ein. Vermutlich gegen 21:45 Uhr, als wir in Kristiansund festmachen und für eine gute Stunde ruhig im Hafen liegen.

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Svenja Svendura EndurowandernMade by Svenja Svendura on Apple iMac with Panic Coda and Photoshop Elements.